Vor einer Weile hatte ich einen diesen selbsternannten Marketingexperten für Facebook angeheuert. Er verprach mit nur x Euro für ihn und y für Facbook (beides vierstellige Beträge) würde er alle meine Produkte und Kurse unters Volk bringen. Ich war skeptisch, aber – leider – nicht abgeneigt. Die erste Voraussetzung aber, die er mir als quasi existenziell vermittelte war, fortan meine KundInnen zu dutzen.
Schwierig, dachte ich. Zum einen, weil ich das in der Anfangszeit meiner Coachingtätigkeit gemacht habe und mit zunehmender Vertraulichkeit teure Coachingzeit für Themen draufging, die das eigentlich nichts verloren hatte. Eine Weile war ich geschmeichelt, dass mir wildfremde Menschen Privates anvertrauen, aber irgendwann dachte ich doch, dass das nicht der Zweck unserer Gespräche ist. Ich bin schließlich Wissenschaftsberaterin und keine Therapeutin.
Außerdem ist die Tatsache, dass ich mehr über das Thema weiß als meine KundInnen und doch auch möchte, dass die meinem Rat folgen, zunehmend auf dem Diskussionslevel gelandet, im vielbesungenen Du. Keine Frage: Ich bin sehr für Diskurs, ich bin offen für Gegenvorschläge, aber ich brauche kein „ey, ich hab da noch drei Freunde von mir gefragt, die sagen das aber anders“ von Kunden. Dann sollen sie nicht mich fragen.
Schließlich hat es bei mir auch mit Respekt zu tun, einmal zwischen mir und den zu betreuenden, dann aber auch in Lerngrupen zwischen den Lernden untereinander. Da sind einige, die beruflich erfolgreich und schon etwas älter sind und eben nebenberuflich in einer Abschlussarbeit stecken. Auch denen möchte ich nicht ungefragt zumuten, dass sie von allen einfach so gedutzt werden.
Allerdings wird es in sozialen Medien, also bei Facebook und Instagramm beim kurzen Du/Ihr bleiben. Das ist ein Bruch – na und? ich denke, die meisten sind es gewohnt, im social media Kontext gedutzt zu werden. Wenn der kontakt dann aber persönlich und intensiver wird, in E-Mails, Kursen und im Coaching, dann bleibt es beim bewährten „Sie“. Howgh, ich habe gesprochen.