Die Grundidee hinter dem Zitieren

Heute war ich Gast in einer Facebookgruppe und dort hat Student gefragt, wie er damit umgehen soll, wenn er etwas direkt zitieren möchte, das im Original kursiv ist. Wie in einer Gruppe so üblich haben einige dies, andere das und der Moderator noch die abenteuerlichste Antwort („Goldene Regel: Wenn man es nicht vermisst, musst man es nicht zitieren“) von sich gegeben. Das hat mich auf die Idee zu diesem Beitrag gebracht…

Was soll denn eigentlich zitieren?

Mit einem Zitat stellen Sie dar, was ein anderer gesagt oder gedacht hat. In der Regel tun Sie dies, um eine eigene Argumentation darauf aufzubauen (Nein! Nicht als Selbstzweck, auch wenn es mitunter so klingt, wenn man in Kolloquien zum wissenschaftlichen Arbeiten sitzt), drum sollen Sie indirekt zitieren, denn in Ihren eigenen Worten klingt Ihre Argumentation sicher stimmiger und Sie zeigen, dass Sie kapiert haben, was da zu lesen war.

Ab und zu aber finden Sie ein Kleinod in einer Quelle. Etwas, das Sie unmöglich je besser formulieren könnten oder das eine bestimmte Haltung des Verfassers klar zum Ausdruck bringt, die Sie ggf. auch gar nicht teilen. Dann zitieren Sie direkt. Das kann auch – im Falle der Anfrage in der Facebook-Gruppe – gelten, wenn es eine Definition ist, auch wennich persönlich immer denke, dass es besser ist, die in eigenen Worten wiederzugeben, damit der Prpfer sieht, dass Sie sie auch verstanden haben. Aber wenn die so bahnbrechend präzise ist und genau das, was Sie immer schon gesucht haben, dann nehmen Sie das eben direkt.

WENN aber Sie direkt zitieren, dann auch mit Haut und Haar, Stumpf und Stil, allen Fehlern die drin sind, und allen Hervorhebungen (fett, kursiv) und vollständig. Wollen Sie davon abweichen oder haben Sie einen „Feler [sic!]“ erkannt, dann machen Sie das kenntlich.
Darüber hinaus gibt es Lehrstühle und Zitationsrichtlinien, die verlangen, dass Sie bei jeder Hervorhebung kenntlich machen, ob die schon da war [Hervorhebung im Original] oder ob Sie gar eine eingefügt haben [Hervorhebung der Verfasserin].
Wenn Sie etwas weglassen, dass geschieht das mit […], manche Richtlinien schreiben vor, dass bei nur einem weggelassenen Wort auch nur ein Punkt in der Klammer steht [.].
Wenn Sie etwas eigenes ergänzen [würden], geschieht auch das in eckigen Klammern. das passiert, wenn ansonsten der Satz unvollständig wäre.

Aber was Sie nicht tun dürfen ist frei Schnauze entscheiden, dass etwas aus dem Original – zum Beispiel eine Betonung durch den Verfasser – unter den Tisch fallen darf. Diese Goldene Regel führt Sie zu Punktabzügen. Und außerdem wird es dem Gedanke des direkten Zitats, mit dem Sie exakt wiedergeben, was der ursprüngliche Autor geschrieben hat, nicht gerecht. Wenn Ihnen die Betonung nicht gefällt, dann schreiben Sie es in eigenen Worten (indirektes Zitat bzw. Paraphrase), dann kann Ihnen nichts passieren. Eine Quellenangabe muss selbstverständlich trotzdem dran.